Wie machtlos ein Inhaber eines Telefonanschlusses sein kann

Wie machtlos ein Inhaber eines Telefonanschlusses sein kann

Faxspam

Die letzten Tage konnte ich einmal sehen, wie relativ machtlos man gegen ein Angriff auf den eigenen Telefonanschluss sein kann.

Aber kommen wir zurück zur Nacht vom 20.06.2011 zum 21.06.2011. Gegen 01 Uhr nachts fing der Spuk an und das erste Fax des „Gebrauchtfahrzeughändlers” aus Würselen kam hier an. Am nächsten Morgen startete ich hier im Büro die Email-Software und fand mehrere hundert Faxe vor — identische Faxe.

Was war passiert? Der Faxspammer hat nicht nur — wie (leider) üblich — einmal seinen Dreck Spam abgeladen, sondern hundertfach in einer Endlosschleife. Der Anrufmonitor zeigte nahtlos ein eingehendes Fax nach dem anderen an ohne die geringste Pause oder Unterbrechung.

Dies hatte nicht nur zur Folge, dass praktisch keine Faxe von Kunden mehr ankamen, sondern dass zum Teil auch der Telefonanschluss lahmgelegt war aufgrund regelmäßiger parallelen Fax-Versuche. Netterweise wurde vom Fax-Spammer auch die Rufnummer unterdrückt, was ein zurückverfolgen praktisch unmöglich machte.

Damit begann nun die Odyssee. Als erste notdürftige Lösung aktivierte ich das sogenannte „Busy-on-Busy” auf der Telefonanlage um maximal eine Verbindung an die Faxnummer zuzulassen. Dies hatte zur Folge, dass zumindest ein ISDN B‑Kanal wieder frei wurde und meine Kunden mich telefonisch erreichen konnten. Die Faxnummer blieb natürlich erst einmal weiterhin praktisch unerreichbar.

In der Hoffnung, dass der Vodafone Geschäftskunden-Service mir bei dem Problem weiterhelfen konnte (z.B. durch eine Sperre des anrufenden) suchte ich die Telefonnummer von Vodafone aus den Akten. Leider war der Anruf nicht wirklich ergiebig. Vodafone konnte keine Sperre einrichten, da die Rufnummer unterdrückt ist. Mein Einwand, dass sie ja mir die Nummer des Spammers nicht nennen müssen und damit dem Datenschutz ja eigentlich genüge getan sein müsste wurde abgewiesen. Als fragte ich, ob alternativ die Möglichkeit bestehen würde für die Fax-Nummer wenigstens das ISDN Merkmal „Abweisen unbekannter Anrufer” (ACR) zu aktivieren. Obwohl in Europa für Telefonunternehmen Pflicht, stellte der Service sich auf Stur — das Merkmal könne nicht aktiviert werden oder existiere nicht (je nach Mitarbeiter den man am Telefon hatte).  Meiner Meinung nach peinlich für den Geschäftskundenservice von Vodafone.

Wenigstens kam von einem Mitarbeiter der Hinweis, dass ich doch vor die Telefonanlage vielleicht eine Fritzbox klemmen könne, denn diese könne unbekannte Anrufer abweisen. Im Prinzip hatte der Mitarbeiter auch recht und ich hätte sogar noch eine Fritzbox zufällig hier liegen (was sicher nicht jeder hat). Allerdings gilt die Funktion für alle eingehenden Gespräche und nicht nur für eine einzelne MSN (Rufnummern). Das hätte zur Folge, dass einige Kunden die noch keine Rufnummerübermittlung aktiv haben mich nicht mehr erreichen könnten. Dies wäre daher auch keine Lösung für das Problem gewesen — so gut wie sie auch gemeint war.

Die einzige Lösung laut Vodafone sei: Anzeige bei der Polizei und im Anschluss eine kostenpflichtige Fangschaltung aktivieren zu lassen. Ich würde dann im Anschluss die Rufnummer schriftlich mitgeteilt bekommen und könne diese dann sperren lassen bzw. gerichtlich gegen den Spammer vorgehen.

Der Haken an der Sache ist allerdings, dass der ganze Vorgang seine Zeit dauert und die Kosten hierfür erst einmal bei mir liegen. Dabei ist nicht einmal klar gewesen, ob der Faxspam überhaupt aus Deutschland kommt und damit auch, ob überhaupt eine Chance besteht die Kosten hierfür ersetzt zu bekommen. Immerhin belaufen sich diese alleine für die Fangschaltung auf circa 99,95 Eur für 2 Wochen (was der kürzeste Zeitraum ist). Dazu kommen dann noch eventuelle Anwaltskosten etc.. Selbst wenn der Faxspammer aus Deutschland ist kann man sicher sein, dass der Faxspammer überhaupt zahlungsfähig ist.

Alles in allem eine unschöne Situation. Es blieb effektiv also nur zu hoffen, dass der Faxspam irgendwann aufhört. Allerdings war es vergebliche Hoffnung, denn erst nach gut 5 12 Tagen fand die quasi FAX-DOS Attacke sein Ende.  Ob der Faxspammer bemerkte, dass sein Faxbot amok läuft oder die RegTP eingeschritten ist, weiss ich bis heute leider nicht.

Im Endeffekt hat der Fall gezeigt, wie machtlos man gegen Faxspammer ist, die ihre Rufnummer unterdrücken. Eine kurzfristige Lösung ist praktisch nicht möglich bzw. wird durch einen schlechten Kundenservice zunichte gemacht. Der effektiv gesehen einzige Weg war im Endeffekt die Rufnummer temporär komplett aus der Telefonanlage zu nehmen, was zur Folge hatte, dass zumindest beide ISDN B‑Kanäle wieder frei wurden. Damit die eigenen Kunden einen zumindest per Fax erreichen konnte blieb nichts anderes übrig, als diesen zweitweise eine alternative Faxnummer zu geben.

Was mich in diesem Zusammenhang interessieren würdet — hattet ihr auch einmal mit einem amoklaufenden Fax-Spammer zu tun? Falls welche Schritte habt ihr unternommen?